San Hilda

Meditation als Anker bei Stress

Merrit Kraus
04.07.2025
Meditation bei Stress Headerbild Magazin

Meditation bei  Stress bringt, wissenschaftlich nachgewiesen, innere Ruhe  

„In einer Welt, in der unser Wert an unserer Produktivität gemessen wird, erleben viele von uns, dass jede einzelne unserer Minuten erfasst, optimiert oder durch die Technologien, die wir täglich nutzen, als finanzielle Ressource in Dienst genommen wird. Wir unterwerfen unsere Freizeit numerischen Evaluationen, interagieren mit algorithmischen Versionen voneinander, bauen Personenmarken auf und pflegen sie.

Einigen mag diese Rationalisierung und Vernetzung unserer gesamten gelebten Erfahrung so etwas wie die Befriedigung eines Ingenieurs verschaffen. Und doch bleibt eine Art nervöses Gefühl der Überreizung und Unfähigkeit, einen Gedankengang zu Ende zu führen. (…)“

Jenny Odell*

 

Ein Gastbeitrag.

Der hektische Alltag

Unser Alltag wird immer hektischer, zeitoptimierter und ist voller Reize. Tatsächlich leben wir in einer völligen Reizüberflutung – ob in den sozialen Medien, wenn wir durch die volle Innenstadt laufen oder einen vollgepackten Arbeitstag bewältigen. Und im Anschluss, als vermeintlichen Ausgleich, noch Sport, soziale Kontakte, Alltagsaufgaben bedenken oder Care-Arbeit leisten.

Auswirkungen von Stress

Stress zeigt sich mental in Erschöpfung – auch bei ausreichend Schlaf –, Konzentrationsstörungen, Stimmungswandel, Abgeschlagenheit und weiteren Symptomen.

Auch körperlich macht sich diese dauerhafte Reizbelastung bemerkbar und sorgt nachhaltig für Schäden im Nervensystem und Hormonhaushalt, die wiederum Einfluss auf unsere allgemeine Gesundheit haben.

Auswirkungen wie Tinnitus, Rückenleiden oder ein Reizdarm sind nicht selten.

Früher sorgte ein Stressreiz für die bekannte Kampf- oder Flucht-Reaktion. Durch Stress freigesetztes Adrenalin wurde direkt umgesetzt und abgebaut. In unserem Alltag schaffen wir diesen Ausgleich in der Regel nicht. Wir laufen unter einem dauerhaften Reizeinfluss. Und damit unter permanenter Überreizung des Nervensystems. Das ist nicht nur anstrengend, sondern auf Dauer auch gesundheitsschädlich.

Häufig fällt es uns in dieser chronischen Reizüberflutung sogar schwer, zur Ruhe zu kommen. Das Gehirn und der Körper suchen nach der nächsten Beschäftigung. Schließlich ist unser Körper in Alarmbereitschaft.

Viele Menschen betreiben intensiv Sport, um Ausgleich zu schaffen und Adrenalin abzubauen. Das ist grundsätzlich nicht falsch, aber zur nachhaltigen Regulation des Nervensystems hilft es nur bedingt und kurzweilig.

Ursprung und Weiterentwicklung der Meditation

Ihren Ursprung findet die Meditation in Indien bzw. im Hinduismus. In der spirituellen Tradition wird sie als ein lebenslanger Weg verstanden. Am Ende steht das Ziel, eine tiefe Verbundenheit mit dem eigenen Selbst und der kosmischen Energie (dem Universum) zu erlangen. Also die Einheit von Atman (individuelle Seele) und Brahman (Weltenseele).

Im Rahmen der klassischen Yoga-Philosophie ist die Meditation Schritt sieben des achtgliedrigen Yogapfades nach Patanjali (Yoga Sutra) auf dem Weg zum „Erwachen“, der Erleuchtung. Ähnliche Strukturen finden sich im Buddhismus. Der Geist ist im Zustand der Meditation völlig wach und klar, aber gleichzeitig ruhig und entspannt.

In yogischen Traditionen sind neben der stillen Meditation (z. B. Vipassana) häufig Mantras, Chants, Mudras sowie bestimmte Atem- und Körperübungen fester Bestandteil.

Über die Jahrtausende haben sich, angepasst an die Bedürfnisse der modernen Welt, unterschiedliche Meditationsformen entwickelt. Von der Meditation in Stille über Atemmeditationen bis hin zu Geh- oder Schüttelmeditationen.

Dem ist nichts vorzuwerfen, auch diese modernen Formen bieten nachweislich unterschiedliche Vorzüge. So darf jeder seinen eigenen Nutzen finden.

In unserer westlichen Welt ist Meditation heutzutage Bestandteil der Psychotherapie, meist losgelöst vom spirituellen Kontext. Meditation wird bei Stress und bei der Angstbewältigung sowie zur Verbesserung von Fokus und Konzentration eingesetzt. Meditation wird bereits von einigen Krankenkassen unterstützt.

Viele Menschen nutzen Meditation auch individuell als kleine Auszeit, zur Entspannung oder als Raum fürs Tagträumen.

Einflüsse der Meditation auf die Gesundheit

Die positiven Einflüsse von Meditation sind – je nach Intensität und Regelmäßigkeit – wissenschaftlich nachgewiesen. So zeigen zum Beispiel Studien, dass Meditation bei Stress Cortisol reduziert. Die Vorteile können aber nicht nur körperlicher, sondern auch psychischer Natur sein:

Psychische Vorteile:

  • Stressreduktion: Meditation senkt nachweislich Cortisol- und Adrenalinausschüttung, fördert hingegen Dopamin, Serotonin und Oxytocin – also die „Wohlfühlhormone“.
  • Steigerung von Konzentration und Gedächtnis: Die Gehirnaktivität in zuständigen Arealen wird gestärkt, was zu besserer Aufmerksamkeit und Erinnerungsleistung führt.
  • Emotionale Regulierung & Resilienz: Meditation fördert emotionale Ausgeglichenheit und stärkt die Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress.
  • Reduktion von Depressionssymptomen: Sie kann die Stimmung aufhellen und hilft im Umgang mit negativen Gedanken, stärkt Achtsamkeit und Selbstannahme.
  • Allgemeines Wohlbefinden: Meditation unterstützt Klarheit, innere Ruhe und Selbstwahrnehmung – was Entscheidungsfähigkeit und Belastbarkeit verbessert.

Körperliche Vorteile:

  • Stressbedingte Beschwerden: Verspannungen, Tinnitus, Magen-Darm-Beschwerden oder stressbedingte Schmerzen können gelindert werden.
  • Stärkung des Immunsystems: Durch Stressreduktion wird Energie zur Immunabwehr freigesetzt.
  • Herz-Kreislauf-System: Meditation kann Blutdruck und Herzfrequenz senken sowie das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall reduzieren.
  • Besserer Schlaf: Meditation verbessert die Schlafqualität und senkt die Anzahl der Schlafunterbrechungen.
  • Schmerzlinderung: Sie hilft, Schmerzempfindungen zu reduzieren und die Fähigkeit zur Schmerzbewältigung zu verbessern.

Meditation als Praxis

Wie so vieles braucht auch Meditation regelmäßige Übung. Es ist völlig normal, dass Körper und Geist anfangs unruhig sind. Das legt sich mit der Zeit. Wird Meditation zur Gewohnheit, kehrt bereits beim Hinsetzen Ruhe ein.

Meditation hilft, den Geist zu beruhigen und ein Gefühl von Einheit und Klarheit zu entwickeln. Sie fördert Achtsamkeit und bringt Körper und Geist zur Ruhe. Regelmäßige Meditation bei Stress kann das Nervensystem beruhigen und dabei helfen, aus dem Zustand permanenter Anspannung auszusteigen.

In der regelmäßigen Praxis entsteht ein „sicherer Ort“ – ein Safespace, den wir jederzeit aufsuchen können.

Eine einfache Übung: Deine kleine Auszeit

Atemmeditation (ca. 10 Minuten)

  1. Setze dich in eine bequeme Haltung, in der du etwa 10 Minuten verweilen kannst.
  2. Stelle dir einen Timer, mit einem angenehm ruhigen Klang (z. B. Gong), damit du entspannt loslassen kannst.
  3. Schließe deine Augen, atme tief ein und aus.
  4. Beobachte deinen Atem, ohne ihn zu verändern oder zu bewerten.
  5. Atme nun bewusst in deinen Bauch. Lege die linke Hand auf deinen Brustkorb, die rechte auf deinen Bauch. Achte darauf, dass sich nur der Bauch hebt und senkt.
  6. Bleibe mit deiner Aufmerksamkeit beim Atem.Wenn Gedanken aufkommen, nimm sie wahr, lächle – und lass sie wie Seifenblasen weiterziehen. Jetzt ist Zeit nur für dich.
  7. Wenn der Gong ertönt, atme tief ein, strecke dich, öffne deine Augen – und bedanke dich bei dir selbst für diese 10 Minuten der Ruhe.

 

Die Autorin:

Sina Kliemann ist zertifizierte Meditationslehrerin und biete geführte Meditationen an. Dabei leitet sie ihre Klient:innen durch die Entspannung, damit sie sich voll und ganz fallen lassen können – ob einmalig oder regelmäßig.

 

*Jenny Odell (*1986) ist eine amerikanische multidisziplinäre Künstlerin, Autorin und Dozentin mit Wohnsitz in Oakland, Kalifornien. Von 2013 bis 2021 unterrichtete sie Internetkunst sowie digitales und physisches Design an der Stanford University.Sie ist Autorin des New-York-Times-Bestsellers How to Do Nothing: Resisting the Attention Economy (2019).

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